In meiner Arbeit geht es mir darum, in einem haltvollen Rahmen eine Bewusstheit der eigenen Gefühle, Empfindungen und Resonanzen zu ermöglichen. Diese wiederzubeleben, im Ausdruck zu verkörpern, Erfahrungen neu zu verhandeln, in Not geratene Anteile wieder auf- und anzunehmen und daraus neue Erzählungen der Lebensgeschichte zu formulieren – darin sehe ich meine Aufgabe und meine Sorgfalt in der therapeutischen Begegnung.
Für mich ist der therapeutische Dialog eine Hin- und Herbewegung, ein Auf und Ab von Spannungen, von Berührung und Trennung. Dabei orientiere ich mich am polaren Widerhall, am Sichtbaren und Unsichtbaren der Wahrnehmung, am Anstößigen, um so anstoßen zu können. Neben der primären Erfahrungstiefe im therapeutischen Kontakt liegt mir eine reflexive Gestaltung von Beziehungen am Herzen: Darunter verstehe ich eine (differenz-)sensitive Haltung gegenüber Sexismen, Rassismen, kulturellen Unterschieden, Stigmatisierungen von kranken Menschen und Menschen mit Beeinträchtigngen, welche verdeckte Machtmechanismen offenlegt und damit soziale Veränderung ermöglicht.
Ob nun Bildung, Persönlichkeitsentwicklung oder Wachstum: Ich bin überzeugt, dass sich Lernen auf der Erfahrungsebene vollzieht – in der sich Denken, Handeln, Fühlen und Empfinden verbindet. Integration braucht Erleben (Bewusstheit) und Verstehen (Bewusstsein) – dies sind wesentliche Pole meines therapeutischen Verständnisses einer Arbeit „an der Grenze“.
„Wir fangen etwas an; wir schlagen unseren Faden
in ein Netz der Beziehungen. Was daraus wird,
wissen wir nie. Das ist ein Wagnis.“ (Hannah Arendt)