„Du mußt sehr geduldig sein“, antwortete der Fuchs.
„Du setzt dich zuerst ein wenig abseits von mir ins Gras.
Ich werde dich […] aus dem Augenwinkel anschauen, und du wirst nichts sagen.
[…] Aber jeden Tag wirst du dich ein bisschen näher setzen können…“
(Saint-Exupéry, Der Kleine Prinz: 93)
Gestalttherapie meint nicht „etwas gestalten“ wie Ton modellieren oder malen oder ähnliches wie in der Gestaltungstherapie. Sie ist vielmehr eine WahrnehmungsBildung und -therapeutik: mit der Frage im Vordergrund, wie der Kontakt zu sich und zu anderen erlebt und gestaltet wird.
Als dialogische Psychotherapie ist das Herzstück der Gestalttherapie der Kontakt als existenzieller Augenblick. Im präsenten Sehen und Gesehenwerden, in der Bereitschaft zum echten Dialog, ist die Begegnung ein prozesshaftes Geschehen an der Grenze zwischen ICH und DU. An dieser Grenze halten wir uns auf und entdecken und explorieren, zerlegen, kämpfen, laden ein und verhandeln neu, wenden ab und lassen. Es ist in ein Wahrnehmen, ein Verkörpern und ein Hinhören und weniger ein Herstellen und Behandeln. „Die Grenzen zu spüren heißt auch, die Freiheit zu entdecken, die man innerhalb dieser Grenze hat.“ (Lore Perls 1982; 2005)