Praxis für Gestalttherapie Dr. Monika Jäckle

Pessotherapie | Traumatherapie

Leben(s)Gestalten

Lebensgestalten – Leben gestalten

„Das Ereignis geht vorbei, doch das Wesentliche ist in unseren Körper eingeschrieben und kommt durch einen flüchtigen Auslöser, durch ein prickelndes Gefühl, durch die erstaunlich heftige und manchmal unnachvollziehbare Kraft einer Emotion wieder an die Oberfläche.“ (Héritier 2013)
So ist unsere Geschichte im gegenwärtigen Moment sichtbar, hörbar, fühlbar, spürbar: im sensorischen Gedächtnis unseres Körpers wie auch in den Gefühlsregungen, den Fragmenten unserer Erzählung und den aufkommenden Bewegungsimpulsen. Damit, was sich im Hier und Jetzt zeigt, arbeite ich: mit den lebendigen Gestalten und jenen, die sich fixiert haben.

Der Begriff „Gestalt“ meint das erlebte Phänomen, genauer gesagt die Erlebenseinheit, die eine Erfahrungsqualität ausdrückt. So kann ein schmerzliches Gefühl mit Enge in der Brust aufsteigen und sich große innere Unruhe breitmachen, wenn an die verstorbene Freundin leiblich-affektiv erinnert wird. So tragen wir alle prägende Lebensgestalten mit uns, die imstande sind, zu kommen und zu gehen oder eben auch im Vordergrund zu verhaften: sich nicht lösen können, blockieren, unterbrechen und sich im Erleben wiederholen.

Diese offenen, unerledigten Erfahrungen in ihrem aktuellen Erscheinen, also die offenen Gestalten, drängen nach Schließung, z.B. nach Beantwortung von Bedürfnissen. So z.B. den Tod der geliebten Freundin zu betrauern, einen Platz des Trostes zu bekommen, damit sich der Verlustschmerz in friedliche Erinnerungsmomente wandeln kann. In der Gestalttherapie werden die fixierten Gestalten mit ihren Verhaltensweisen, die zu einem früheren Zeitpunkt hilfreich waren, bewusst gemacht und quasi ent-automatisiert. Dadurch kann die freigesetzte Handlungsenergie den Weg nehmen, um sich selbst-bestimmter zum Ausdruck zu bringen und für sich einzustehen.

Leben gestalten heißt in diesem Sinne sich in das Spiel der Pole einzumischen, sich in das Zwischen von Bewahren und Verändern, von Kontakt und Isolation, von Nähe und Distanz, von Minderwertigkeit und Grandiosität, von Stolz und Scham, von Ohnmacht und Selbstermächtigung etc. hineinzustellen und seine Schwingungsfähigkeit auf diesem polaren Band zu weiten. Dadurch erweitert sich die Ich-Grenze und so auch der Handlungsradius dessen, was lebbar ist.

Im Abschlusssatz des Buches „Das Leben ist schön“ schreibt Francoise Héritier: „Und wir müssen alles dransetzen, im Lauf unseres Lebens diese schöpferische Eigenschaft der sinnlichen Wahrnehmung zu erhalten: sehen, hören, beobachten, zuhören, berühren, streicheln, spüren, riechen, schmecken, Lust haben auf alles, auf die anderen, auf das Leben.“

So ist die Gestalttherapie eine „Blütenlese der Sinne“, ein Weg sich selbst bewohnen zu lernen, in seinem Leib einzuziehen, wie auch auf Wanderschaft zu gehen, sich die Welt, das Fremde anzuverwandeln und sich mit sich selbst zu befreunden, während die Bereitschaft gleichsam wächst, sich selbst zu riskieren, sich offen und betroffen zu machen, sich ergreifen zu lassen.

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